In der Sendung „Krieg der Sternchen“ nimmt das ZDF Bezug auf einen Aufruf von 300 Sprachwissenschaftlern und Philologen. Obwohl dieser Aufruf Thema und Anlass der Sendung war, wurde ihm nur eine minimale Sendezeit zugebilligt, die nur einen Bruchteil dessen ausmachte, was den Befürwortern der Gendersprache gewährt wurde.
Fabian Payr, der Initiator, der sich als Germanist und Romanist in zwei Sprachen durch akademische Examina qualifiziert hat, wurde als „Musiker“ bezeichnet und ihm damit – unterschwellig eine mangelnde Kompetenz unterstellt.
Diesen Eindruck sollte auch die Sprache der Bilder nochmals bestätigen. Payr wurde in idyllischer Kulisse mit Bach und Feld-Wald-Wiesen-Romantik gezeigt, während sein Antipode Stefanowitsch vor einer Bücherwand präsentiert wurde . Die Bilder sprechen für sich und sollen sagen: Hier ein – zugegeben engagierter – Laie, dort ein ernst zu nehmender Wissenschaftler.
Seriös wäre gewesen, Stefonwitsch‘ falsche, jedoch von ihm wie vor auch von anderen Genderbefürwortern stereotyp wiederholte Behauptungen der Unsichtbarkeit der Frau im generischen Maskulinum einer sprachwissenschaftlichen Expertise über Sinn und Funktion des generischen Maskulinums gegenüber zu stellen, seine wieder und wieder vorgebrachten Assoziationsstudien vor 20 Jahren der Pseudo-Wissenschaftlichkeit zu entlarven. Das wäre eine seriöse unvoreingenommene Berichterstattung gewesen, die den Zuschauern die Möglichkeit lässt, selbst zu entscheiden, was richtig und was falsch ist am Gendern.
Statt dessen wurden Payrs Thesen, wissenschaftlich fundiert und dargestellt in seinem Buch „Von Menschen und Mensch*innen“, von einem Juristen, also einem sprachwissenschaftlichen Laien, aber Medienprofi und Prominenten, dem ehemaligen Journalisten des ZDF (!) Klaus Kleber, kommentiert, der zudem auch nicht konsequent gendert, wie er zugab, sondern nur, wenn er glaubt, damit nicht anzuecken. Was zählt, sind offenbar die Befindlichkeiten einiger Weniger, nicht sprachwissenschaftliche Fakten. Genau so funktioniert Gendersprache als Teil einer Identitätspolitik, die zunehmend Andersdenkende diskriminiert und moralisch abwertet.
Der Aussage des Rechtschreibrates, der Gendersprache nicht empfehle, wurde ein „noch nicht“ hinzugefügt, was den Sinn vollkommen verändert.
Und vor allem: Die Gegner der Gendersprache wurden allesamt in einen negativ besetzten Kontext gesetzt: Der VDS, der die Beibehaltung der Standardsprache im ÖRR wie in Ämtern und Behörden fordert – eigentlich eine Selbstverständlichkeit -, als „konservativer Sprachverein“ bezeichnet, die unter Faschismus-Verdacht einzelner Mitglieder stehende AfD und dann – das setzt dem ganzen tatsächlich die Krone auf – der Kriegsverbrecher Putin als Gegner der Gendersprache, eine Geschmacklosigkeit und Grenzüberschreitung sondergleichen! Da ist zu fragen, wie sehr muss sich der ÖRR in die Enge geführt fühlen, dass er einen Despoten und Kriegsverbrecher in seine Argumentationskette integriert.
Hier wurde bewusst und manipulativ eine falsche Fährte gelegt, um das von Genderideologen so gern verwendete Stereotyp „alt, rechts, AfD“ ein weiteres Mal zu bemühen. Es fehlten komplett namhafte und seriöse Sprachwissenschaftler wie beispielsweise Ewa Trutkowski, eine junge Linguistin, Professorin in Bozen und Frankfurt. Auch junge Stimmen aus Social-Media wie Alicia Joe, die mit ihren Videos gegen die Gendersprache Hunderttausende von Klicks erreicht, vermutlich überwiegend junge Menschen, die ihr zustimmen. Das alles ist hoch manipulativ und hat mit einer seriösen unvoreingenommenen Berichterstattung nichts mehr zu tun. Wenn das die Vierte Gewalt, die Wächter über unsere Demokratie, sein sollen, dann steht es schlecht um diese unsere Demokratie! (Dr. phil. Anne Meinberg, Literaturwissenschaftlerin)