Im Oktober 2015 hat die Weltgesundheitsorganisation WHO gewarnt, dass sich pro 50 g täglichen Konsums von verarbeitetem Fleisch (wie etwa Wurst) das Darmkrebsrisiko um 18% erhöht. Wurst wird damit in die gleiche Kategorie wie Asbest oder Zigaretten eingestuft. Diese Meldung führte in Deutschland zu einer auch vom ÖRR geschürten wahren Wursthysterie.
Aber was bedeuten diese 18%? Heißt das, dass von je 100 Menschen, die 50 g Wurst täglich zu sich nehmen, 18 mehr an Darmkrebs erkranken? Nein! Denn bei dieser Angabe handelt es sich um ein relatives Risiko. Um die Meldung der WHO richtig einordnen zu können, benötigt man jedoch das absolute Risiko an Darmkrebs zu erkranken, welches bei ungefähr 5% liegt (daran zu sterben: zwischen 2,5 und 3%). Im Klartext bedeutet „18% mehr“ also, dass sich das absolute Risiko von etwa 5% auf 6% erhöht. Das hört sich schon etwas weniger dramatisch an. Jedoch haben nur wenige Medien (darunter beispielsweise die FAZ am 28. Oktober in ihrem Beitrag „Es geht nicht nur um die Wurst“) auf den Unterschied zwischen dem relativen und absoluten Darmkrebsrisiko eines übermäßigen Wurstkonsums verwiesen und damit nicht zu der damaligen Wursthysterie beigetragen. Relative Risiken sind ein bewährtes Mittel, die Gefahr zu übertreiben und Menschen Angst zu machen.
Gesundheitsrisiken in Nahrungsmitteln sind Turbogeneratoren von Schlagzeilen. Dabei findet jedoch häufig keine sachliche Berichterstattung statt. Eine solche hätte das absolute Darmkrebsrisiko klargestellt und die krebsauslösende Wirkung von Wurst im Vergleich zu anderen Risikofaktoren korrekt eingeordnet.