Der Bundesverband der Mittelständischen Wirtschaft (BVMW) hat nachgezählt: In 39 Tatort-Folgen der letzten sechs Jahre war der Schurke ein Unternehmer, Selbständiger oder Unternehmensmanager. Diese Bevölkerungsgruppe stellt damit den aus Sicht der Tatort-Produzenten mit Abstand kriminellsten Teil aller Bundesbürger. Mit weitem Abstand folgen Berufskriminelle. In 23 Fällen waren die Täter sogar Polizisten. Die in Wahrheit häufigsten Mörder und Totschläger dagegen, nämlich Ehepartner oder Angehörige der eigenen Familie oder nähere Verwandte (Beziehungsdelikte) kommen im öffentlichen Meinungsmacherfernsehen eher selten vor. Es sei denn, sie sind Unternehmer und schaffen sich störende Konkurrenz oder sonstige Profitverhinderer vom Hals.
In einem Interview mit der „Zeit“ sprach der BVMW-Bundesgeschäftsführer von einem „völlig grotesken Bild“ und ergänzte: „Im Tatort und auch anderswo wird ein Zerrbild von Unternehmern gezeichnet, in dem Korruption, Egoismus, Geldgier und die permanente Suche nach dem eigenen Vorteil dominieren.“ An dieser verqueren Weltsicht wird auch der Protest des Arbeitgeberpräsidenten Rainer Dulger wenig ändern: „Unternehmer werden immer häufiger negativ dargestellt. Die Wertschätzung hat abgenommen, teilweise schlägt es in Ablehnung um. Gewinne werden moralisch hinterfragt.“
Schon im Jahr 2017 hatte das Portal „Netzsieger“ die bis dato rund 1.000 Tatort-Folgen seit Bestehen der Serie ausgewertet. Auch hier stellten Unternehmer am häufigsten den Täter (109 Folgen), dann Berufskriminelle (100) und dann – kommt einem komisch vor – Schüler (54). Und auch die ZDF-Krimireihe Derick wurde gerne wegen ihrer überaus villenhaltigen Tätermilieus kritisiert. Aber so woke wie jetzt war die öffentlich-rechtliche deutsche Krimiszene noch nie. Kein Wunder, wenn 95% des ÖRR-Journalistennachwuchses bei eine Umfrage bekennen, sie wählten Linke, Grüne oder SPD.