In der Welt vom 2. Februar findet sich eine ausführliche Analyse der Tagesschau-Hauptnachrichten vom 19. Januar 20:00 Uhr. An diesem Tag sind drei der von der Terrororganisation Hamas verschleppten israelischen Geiseln im Austausch gegen palästinensische Kriminelle, häufig Terroristen, freigelassen worden. Die ansonsten in brüderlicher Ideologiefreundschaft mit der Tagesschau verbündeten ZDF-heute-Nachrichten benennen diese korrekt als „Straftäter“ und die Geiseln als „Verschleppte“; die Übergabe sei chaotisch gewesen, die Terroristen hätten sich bejubeln lassen. Auch RTL Aktuell oder die österreichischen Hauptnachrichten ZIB 1 lassen keinen Zweifel, wer hier die Opfer und wer die Täter sind, und wie unwürdig der Austausch von den Terroristen zur Propaganda missbraucht worden ist.
Und die Tagesschau? In gewohnter Verfolgung ihrer Strategie, die Gefahr durch den militanten Islam wo immer möglich zu verleugnen oder kleinzureden, lässt man verlauten, die drei freigelassenen Frauen seien von der Hamas „festgehalten“ worden. Vermutlich wegen Zigarettenschmuggel. Dann kommt die Rede auf „vertriebene Palästinenser“, die „zu dem, was von ihren Häusern übrigbleibt, zurückkehren.“ Ganze 8 Minuten, über die Hälfte der Sendezeit, geht es dann weiter um die Nöte der Palästinenser, um Hilfslieferungen und Details der Waffenruhe. Von dem Massenmord im Oktober 2023 kein einziges Wort.
Siehe auch:
A. Teske: Ideologie und Wirklichkeit, Die Welt, 2. 2. 2025, S. 8